Seien wir ehrlich, fast jeder von uns kennt sie, diese neuen digitalen Selbstvermarktungsportale und Smarthphone-Apps, ob sie nun Facebook, Twitter, Whatsapp, Pinterest, Tumblr, Snapshot, Linkedin oder eben Instagram heißen. Und ob wir wollen oder nicht, früher oder später werden wir zumindest mit einigen von ihnen zu tun haben. Sei es, dass unsere Freunde ständig nerven, wieso?, warum bist du immer noch nicht dabei? …und überhaupt stell dich nicht so an.

Sei es, dass selbst potentielle Arbeitgeber es zumindest befremdlich finden, wenn sie bei ihrer Recherche so gar nichts über uns an Daten aus diesen Netzwerken zusammentragen können, weil es uns dort schlicht nicht gibt. Gut, zugegeben ein nicht gerade häufiger Fall. Dabei wollte ich mit meiner Verweigerung sozialer Medien gegenüber, lediglich darauf hinweisen, dass im Zeitalter von NSA, Hackern, Geheimdiensten und anderen radikalen Datensammlern es doch nicht schaden könne, wenn man seine Daten, sein Leben, seine Freunde nicht ständig und überall mit der ganzen Welt teilt. Weil, wer ständig Selfies von sich und seinem ach so spannenden Leben in die Welt hinausposaunt, der hat meistens ein gewaltiges Problem.

Blauer See bei Potsdam (Bild: Marc Mühleis)

Blauer See bei Potsdam

Ein Problem mit seinem Selbstwertgefühl respektive Selbstbewusstsein. Denn all diese digitalen Aktivitäten schreien doch geradezu nach Lob, Anerkennung und Bestätigung. „Ja, du bist ein toller Typ, dein Leben ist echt ne Wucht, und ja, fuck, ich gebe es ungern zu, so ein Leben würde ich auch gerade gerne führen. Ich beneide dich um diese tollen Strände, Bräute, Freunde, Partys, Events und Fashionteile, die ständig dein Leben zu begleiten scheinen.“ Und richtig toll, berühmt und megainteressant ist man ja nur, wenn mindestens ab 20 k ( k steht hier für 1000) Follower und Freunde hinter einem stehen. Wirklich verrückt wird es dann, wenn die künftigen Fans deiner Seite leider nicht so schnell auf die Seite strömen wie man sich das wünscht. Weshalb man heute ( kein Scherz) auch solche „Follower“ kaufen kann.

Glienicker See

Ganze App-Batallione bieten da ihre Dienste an, wobei einem leider auch viele digitale „Leichen“ angeboten werden, die allerdings einmal erwacht, dann ganz plötzlich wieder von der Seite verschwinden. Es hilft also nichts, viele Follower bedeutet viel Arbeit und viele Likes bei anderen drücken und ihnen nette Kommentare schreiben, die von anderen gelesen werden, und sie so vielleicht auf deine Seite locken. Doch was hilft das alles, wenn deine Seite nicht spannend, deine Bilder keine gute Qualität besitzen und vor allem du kein cooler Hauptdarsteller bist.Meiner Hündin Ella ist dies natürlich alles sozusagen pups egal. Sie kennt nur vier Ziele: Schlafen, Essen, Stilles Örtchen und Spaziergänge in der Natur. Ja, so fing es an. Ich dachte, machste ein paar Fotos von ihr und schauste mal. Gut, sie ist extrem hübsch. (Ella in High Grass)

Ella wartet auf ihr nächstes Abenteuer (Bild: Marc Mühleis)

Ella wartet auf ihr nächstes Abenteuer

Und ja, ich geb’s zu, die SloMo-Kurz-Videos( Zeitlupe) von ihr kamen ziemlich gut an. Hat aber auch was, wenn die kleine Ella in Zeitlupe mit ihrem weißen Fell durch das hohe grüne Gras joggt. Fast könnte man glauben, sie liebt es gefilmt zu werden. Kein bisschen Scheu, kein bisschen Lampenfieber. Dann entdeckte ich Apps, um die Videos mit Musik und die Fotos von ihr mit Animationen noch cooler zu machen. Und siehe da, schwupps, war ich mitten drin in einem Instagram Sturm. Die Follower und Likes prasselten nur so ein auf meiner Seite. „She’s so cute. Bitte mehr davon. Wie alt ist sie denn? Kannst du mir den Züchter verraten…?“

Ella white star (Bild: Marc Mühleis )

Ella white star

Aber das eigentlich Tolle dabei ist, ich gehe jetzt mit ganz anderen Augen in die Natur. Versuche überall ein gutes Motiv zu entdecken, um die hungrige, ungeduldige Gemeinde da draussen immer wieder aufs Neue zu füttern. Und spannende Bekanntschaften gibt es dabei tatsächlich auch. Mit kanadischen Weltbummlern, die gerade in Berlin sind oder mit spannenden spanischen Künstlern, die dich spontan zum Essen in eine Tapas Bar um die Ecke einladen. Natürlich nur mit der zuckersüßen Ella. Und was ist mit dem Datenschutz? Ach, das hat Instagram ganz gut im Griff. Wer nicht gefällt oder nervt kann geblockt werden. Und Facebook, die neue „Mutter“ mischt sich bisher jedenfalls nicht ein. Und Hasstiraden und Rassisten findet man hier sehr selten bis gar nicht. Es grüsst Sie gut gelaunt… mmbrey auf instagram account. Wuff!