Eigentlich war es zunächst ein wirklich schöner Freitag. Nachdem Frühstück hatte ich mich an mein neues Roman Manuskript gesetzt, lies Worte und Zeichen die neuen Seiten nur so fluten. War erfreut und überrascht, dass ich mein Pensum schon viel früher als gedacht erreicht hatte. So beschloss ich mit Ella schon am frühen Nachmittag zu ihrem Lieblingspark bei Potsdam zu fahren. Sie ihre 2.600.000 m2 wieder mal erkunden zu lassen.
Am frühen Abend, so gegen 18 Uhr, kamen wir dann einigermaßen müde nach Hause. Sie bekam ihr Fresschen und ich setzte mich mit einer Flasche Rotwein, etwas Käse und Brot vors wärmende Kamin. Es muss so gegen 21 Uhr gewesen, der Roman eines Kollegen hatte mich ganz in seinen Bann gezogen, als plötzlich ein Telefonanruf die Stille durchbrach. Ob ich das mit Paris schon mitbekommen hätte. Diese Wahnsinnigen, diese Killer, die seien doch alle krank im Kopf. Soviele unschuldige Menschen, die sich alle nur am Freitag Abend amüsieren wollten… sprudelte es aus Madelaine, einer früheren Studienkollegin, nur so heraus. Es seien schon über hundert Tote. Jetzt griffen sie Europa an und wir seien bestimmt bald die Nächsten. Während sie weiter in Laufbandgeschwindigkeit ihre Ängste und Wut an mich los wurde, schaltete ich nebenbei das Laptop ein. Hastete die ersten Nachrichten und Bilder durch… und konnte sie nun besser verstehen.
Während Ella von alledem nichts mitbekam, friedlich vor dem knisternden Kamin träumte, vollzog sich knapp 1300 km weiter ein wahrer Alptraum. Sie zogen immer mehr Leichen und Verletzte aus Restaurants, Bars, einer Konzerthalle und von der Strasse. Ich beschloss das Gespräch mit Madelaine zu beenden und auch den Laptop zu schließen. Der Freitag war kein schöner Freitag mehr. Er war zum Inbegriff
des Horrors geworden. Und bestimmt hatten diese islamistischen Gewaltjunkies bewusst den 13. gewählt, der in vielen westlichen Ländern schon immer ein mit Aberglauben behafteter Tag war.
Dann wachte Ella plötzlich auf. Und ich meinte zu ihr: „Ella , wir haben ein Problem. Diese Verrückten aus dem Orient wollen Krieg mit uns. Wollen uns vernichten, uns unserer Werte und unserer Welt berauben. Doch Ella gähnte nur, drehte sich um und schlief weiter. Sicher nicht die Patentlösung im Umgang mit diesen Terroristen, die den Tod ja so lieben und uns dafür verachten, dass wir am Leben so hängen.
Doch trotz aller Aufrüstung, die bei uns jetzt kommen wird und muss, mehr Personal, mehr Einschränkungen, mehr Überwachung; Ella hatte letzlich Recht. Dies alles, was da vor unseren Augen mit diesen armen Menschen passierte, war mehr als schlimm, hassens -und verabscheuungswert, und wird uns letzlich alle noch mehr in Europa zusammenschweißen. Doch deshalb unser Leben ändern, nicht mehr zu schlafen, wenn wir müde sind, nicht mehr auszugehen, wenn uns danach ist… no Way. „Je ne suis pas moslem. Je suis libre. Und das ist gut so.“